100 Jahre freiwilliger Feuerschutz – 1895 bis 1995

Brandgeschrei und Sturmglocken gehören einer längst vergangenen Zeit an. An ihre Stelle sind Sirenen und Funkmeldeempfänger getreten. In Minutenschnelle sind unsere Feuerwehrleute an der Brandstelle und meist ist der Brandherd in ganz kurzer Zeit lokalisiert und gelöscht. Nein, es muss nicht einmal ein Feuer sein, das uns dazu veranlasst, die Hilfe der Feuerwehr zu erbitten. Haben sie den Namen, welcher auf ihre ursprüngliche Aufgabe hinweist auch behalten, so sind die Feuerwehren in der heutigen Zeit immer dann zur Stelle, wenn es gilt Mensch oder Tier aus einer Notlage zu befreien.  Für unsere Generation ist das sehr erfreulich, aber gehört es nicht schon zu einer Selbstverständlichkeit? Kaum jemand macht sich Gedanken darüber, wie es wohl früher einmal gewesen sein muss, mit unzureichendem Gerät, mit der von Menschenkraft bewegten Pumpe und der Pflichtfeuerwehr.

Solange die Menschen vereinzelt in Höhlen und Berggründen wohnten, brauchten sie die Gewalt des Feuers weniger zu fürchten. Das änderte sich im Laufe der Zeiten, als die Menschen zusammenrückten und Dörfer und Städte gründeten. Die Bauweise des Mittelalters mit ihrem Fachwerk aus Holz und mit Stroh vermischtem Lehm und ihrer Stroh- und Schilfbedachung tat ein Übriges, die Brandschäden zu mehren. Die verheerenden Feuersbrünste der Vergangenheit hatten in engen Gassen, in denen Haus an Haus gedrängt stand, den besten Nährboden. Noch vor hundert Jahren kämpfte die Baupolizei gegen die Strohdächer in den Gemeinden; waren auch die Wohnhäuser im 19. Jahrhundert meist in Steindächer umgedeckt worden, die Wirtschaftsgebäude trugen immer noch Strohdächer.

Feuer- und Hausratsversicherungen gab es damals nicht. Wenn auch der Landesherr für die ärgste Zeit den Brandgeschädigten Abgaben erließ oder Lebensmittel spendete, so war man auf die Hilfe der Nachbarsleute und Kollekten angewiesen. Und das war wenig. Für einen Wiederaufbau der durch Brand zerstörten Häuser reichte es nicht. Man war hilflos den Katastrophen ausgeliefert. Feuereimer, Brandhaken, Leitern und der obligatorische Brandweiher standen zur Verfügung. Dazu die jüngere männliche Bevölkerung. Die Feuerwehrleute waren kaum ausgebildet.

Erst im 18. Jahrhundert...

wurden die Gemeinden angehalten, Hand- und Hauptspritzen anzuschaffen, wehrfähige Mannschaften auszubilden und durch turnusmäßige Übungen in den Stand zu versetzen, jederzeit einsatzbereit zu sein. Erst im 19. Jahrhundert wurden Feuerwehrordnungen generell in unserer Heimat eingeführt. 1826 wurde durch nassauisches Gesetz die Feuerwehr in unserer Gemeinde organisiert und in preußischer Zeit (ab 1866) alle Männer vom 20. bis zum 35. Lebensjahr zum Brandschutz verpflichtet.

Am 19. November 1872 verpflichtete der Gemeindevorstand den Schmied Peter Strieder als Spritzenmeister unserer Gemeinde. Dafür erhielt er eine jährliche Vergütung von 7 Talern und 25 Silbergroschen. Die Feuerspritze war so plump auf schwere eisenbeschlagene Holzräder montiert, dass sie nur mit Pferdekraft an den Brandort gezogen werden konnte. Die Pferdebesitzer wurden durch Polizeiverordnung zum Einsatz der Gespanne gezwungen. Wer zuerst mit seinem Pferd an der Spritze war, erhielt als Prämie eine Mark.

Die Polizeiverordnung der Gemeinde vom 28. August 1876 bestimmte, dass das Wasser des „Steinborn“ unterhalb der Dornburg von den Bauern nicht zur Wiesenbewässerung abgeleitet werden durfte, da es zur Versorgung des Brandweihers im Dorf diente. Dieser Weiher wurde jährlich  zum Reinigen ersteigert. Die Ablagerungen im Weiher wurden gerne zur Felddüngung verwendet. Die Ausschabung erfolgte in der Vorfrohnte.

Am 30. Oktober 1885 übernahm Peter Liborius Strieder den Spritzenmeisterdienst zu den gleichen Bedingungen, wie sie sein verstorbener Vater mit der Gemeinde eingegangen war. Um einen besseren Anreiz für die schnellere Bespannung der Spritze zu geben, wurde auf seinen Rat hin für das zweite Pferd ein Trinkgeld von 50 Pfennig ausgehandelt. Die Prämie für das erste Pferd blieb bei einer Mark bestehen. Die Gemeindekasse wurde angewiesen, für jeden Brandeinsatz  in Dorndorf und Thalheim 4 Mark, in Waldmannshausen, Mühlbach, Dorchheim und Wilsenroth 4 Mark und 50 Pfennig, in Heuchelheim und Niederzeuzheim 5 Mark und in Langendernbach und Oberzeuzheim 6 Mark pro Pferd zu zahlen. Diese Prämien trugen in der Folge dazu bei, dass die „Fauergäul“ schneller als bisher vor der Spritze angeschirrt waren.

Feuerleitern und Feuerhaken hingen früher an der Kirchenmauer, später hinter dem alten Rathaus. Die ersten Feuereimer waren aus Stroh, später aus Leder. Die Beschläge für Leitern und Hakenstangen lieferte der Spritzenmeister, der wie sein Vater Schmied war. Da vor 1889 noch kein Schlauchturm vorhanden war, wurden die Feuerwehrschläuche auf dem Speicher des alten Rathauses bei der Kirche getrocknet.

Am 9. Juni 1888 wurde Frickhofen in drei Feuerlöschbezirke eingeteilt:

Den 1. Bezirk bildete das Oberdorf bis zur Kirche, den 2. Bezirk umfasste das Gässchen mit dem Niederdorf bis zu den Schienen und den 3. Bezirk die Anwohner der Hintergasse.

Als die Bierbrauerei auf der Dornburg im November 1888 abbrannte, wurde die Spritze von den Gespannen der Bürger Anton Schardt 9., Josef Giesendorf und Anton Bausch gezogen. Pro Gespann zahlte die Gemeinde 3 Mark und für die spätere Brandwache 2 Mark und 50 Pfennige.

Am 11. März 1889 verdingte die Gemeinde den Schmied Peter Eilberg zum Spritzenmeister auf drei Jahre mit einem Gehalt von jährlich 20 Mark. Im gleichen Jahr wurde auch der Schlauchturm endlich gebaut. Er war mit 90 Mark veranschlagt.

Unter Bürgermeister Staudt (Annelse Hannjer) wurde 1895 die Freiwillige Feuerwehr gegründet, als deren Kommandant er einstimmig gewählt wurde. Als Hornisten nennt die Chronik den späteren Nachtwächter Jakob Hartmann (Bills Grußer).

Die Ausrüstung dieser ersten freiwilligen Feuerwehr war alles andere als  ausreichend. Es war eine primitive Druckspritze vorhanden, die von zwei Pferden gezogen und von sechs kräftigen Männern bedient werden musste.

Eine Steiger-, Wasser- und Absperrmannschaft bildeten die drei Züge der Wehr. Das Wasser musste in langer Zweierkette aus dem Brandweiher an die Brandstelle getragen werden.

Um Unfälle zu vermeiden, rissen die Feuerwehrleute die verbrannten Fachwerkgiebel ein. Erst die Nassauische Brandversicherungsanstalt und die Gemeinde trugen zu einer besseren Ausrüstung bei. Doch schon die Bekämpfung der ersten Großbrände in Frickhofen, bei denen mehrere Häuser und Scheunen ein Raub der Flammen wurden, zeigten, dass die Ausrüstung keineswegs ausreichend war und dass zu einer wirksamen Bekämpfung größerer Brände andere Maßstäbe an die Qualität der Spritze und der Mannschaften gelegt werden mussten. So kam es denn 1936 zur Anschaffung der ersten Tragkraftspritze mit Benzinmotor.

Die Freiwillige Feuerwehr wurde 1938 durch das Reichsgesetz aufgelöst. Das Feuerlöschwesen war schon 1933 der staatlichen Polizei unterstellt worden. Aus den freiwilligen Feuerwehrmännern wurde eine Polizei-Hilfstruppe. Erst das Hessische Brandschutzgesetz von 1951 lässt wieder eine Freiwillige Feuerwehr zu. Ist ihre Funktion und Einsatzbereitschaft gewährleistet, entfällt die durch das Gesetz vorgesehene Pflichtfeuerwehr.

Nach dem 2. Weltkrieg...

stellte die Gemeinde einen US-Jeep als Löschfahrzeug mit verändertem Aufbau in Dienst. Er wurde später durch Vergaserbrand vernichtet. 1959 bewilligten Gemeinde, Brandversicherung und Kreis die Mittel zur Anschaffung eines neuen und modernen Löschfahrzeuges (Opel Blitz 1,5 t) mit Vorbaupumpe und eingeschobener Tragkraftspritze.

Das alte Gerätehaus und der Schlauchturm neben dem Anwesen des Wassermeisters Heinz Brötz wurden abgebrochen und ein neues Gerätehaus mit drei Toren und Schlauchturm neben dem Rathaus in der Egenolfstraße errichtet. Durch den Bau neuer Hochbehälter wird der Brandwasserhaushalt gesichert. Die Installation und Überwachung der Unterflurhydranten gewährleistet ausreichende Wasserreserven.

Ortbrandmeister Gerhard Laux und Franz Münster gründeten am 15. April 1972 die Jugendfeuerwehr Frickhofen. Der erste Jugendfeuerwehrwart der neu gegründeten Jugendfeuerwehr, Franz Münster, wurde im Jahre 1976 von dem Kamerad Klaus Weber abgelöst. Unter Gerätewart Willibald Brast wurde am 23. Oktober 1979 der nun 20 Jahre alte Opel Blitz durch ein neues Mercedes Löschfahrzeug mit Bachert-Aufbau ersetzt. Mit diesem Fahrzeug kam endlich modernes Gerät, wie zum Beispiel der schwere Atemschutz, nach Frickhofen. Dadurch wurde ein sicheres und schnelleres Vorgehen der Einsatzkräfte bei Bränden gewährleistet. Ebenso konnte der Wasserschaden auf ein Minimum begrenzt werden, weil die Einsatzkräfte den Brandherd nun genau orten und gezielt gegen das Feuer vorgehen konnten. Für die Pflege und Wartung dieses Fahrzeuges wurde in der Jahreshauptversammlung am 05. Januar 1980 der Kamerad Herbert Kalich zum neuen Gerätewart gewählt. Von der Kameradschaftskasse wurde im März 1982 ein gebrauchter VW-Transporter gekauft und zum Mannschaftstransportwagen umgebaut.

1984 erhielt die Wehr ein ausgemustertes Katastrophenschutzfahrzeug vom Typ Unimog Tanklöschfahrzeug 8/8. Es war das erste Tanklöschfahrzeug, welches in der Großgemeinde Dornburg in Dienst gestellt wurde. Im selben Jahr wurden zwei Fahrzeuge der Wehr mit Sprechfunkgeräten ausgerüstet und die vier Sirenen im Ortsteil Frickhofen erhielten Funkempfänger. Jetzt konnte die Wehr jederzeit von der Zentralen Leitstelle in Limburg alarmiert werden und über Funk genaue Anweisungen erhalten. Im Jahre 1985 wurde der Raum über den drei Fahrzeugboxen in eigener Regie von den Kameraden der Wehr zum Schulungsraum umgebaut.

Am 10. September 1986 übergab die Wehr Frickhofen das Tanklöschfahrzeug 8/8 an die Feuerwehr Dorndorf. Die Frickhöfer erhielten im Gegenzug ein, ebenfalls vom Katastrophenschutz stammendes, Tanklöschfahrzeug 16.

Mit diesem Fahrzeug wurde der Brandschutz um ein Erhebliches verbessert. Im Frühjahr 1987 wurde der VW-Mannschaftstransportwagen zum Einsatzleitwagen umgebaut. Im Jahre 1988 erhielt die Feuerwehr weiteres technisches Gerät wie zum Beispiel eine Motorsäge, weitere Handscheinwerfer und drei Handsprechfunkgeräte FuG 10. Desweiteren wurde Jürgen Schmidt zum neuen Jugendfeuerwehrwart gewählt. Günter Winkler wurde in der Jahreshauptversammlung am 13. Januar 1990 zum stellvertretenden Wehrführer gewählt und löst Kamerad Paul Weisser ab, der seit 1986 im Amt war.

Anfang der neunziger Jahre...

wurden weitere Anschaffungen wie Stromerzeuger, Tauchpumpe, S4-Schaumrohr und ein drittes Fahrzeugfunkgerät FuG 8b vermerkt. Im Frühjahr 1994 wurde der langjährige Gerätewart Herbert Kalich von den Kameraden Ludwig Schardt  und Jörg Weber abgelöst.

Zum 100-jährigen Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Frickhofen, an Pfingsten 1995, erhielt diese ein neues Tanklöschfahrzeug 16 auf MAN-Fahrgestell mit Schlingmann-Aufbau. Das nun 27 Jahre alte Magirus Tanklöschfahrzeug 16 wurde an die Feuerwehr Langendernbach übergeben.

Die Gemeinde bemüht sich, durch jährliche Subventionen die Ausrüstung der Wehr zu verbessern, und beweist immer wieder, wie sehr ihr eine schlagkräftige Feuerwehr ein ernstes Anliegen ist. Mit der Modernisierung der Wehr ist für unser Dorf und darüber hinaus für unsere nähere Heimat ein zuverlässiges Instrument der Brandbekämpfung geschaffen. Aber was bedeutet schon ein Brandschutz mit modernen Geräten, wenn nicht der Feuerwehrmann mit einer guten Ausbildung und mit Herz und Seele bei der Sache ist?

Gottlob, dass sich in unserer Gemeinde eine so stattliche Zahl freiwilliger Männer gefunden hat, die sich ganz ihrer hohen Aufgabe bewusst sind. Zeugt doch dieser Schritt von echtem Bürgersinn in Zeiten, da die Frage nach dem gemeinen Wohl nur von allzuwenigen gestellt wird und oft auf Nichtverstehen stößt.

Das 100-jährige Gründungsfest möge Ausdruck des Dankes und der Anerkennung für all diejenigen sein, die sich dem Wahlspruch: „Gott zur Ehr´, dem Nächsten zur Wehr!“ verschrieben haben und danach täglich leben.

Die Kommandanten der Wehr

1896 – 1900 Bürgermeister Georg Staudt
1900 – 1914 Bez.-Schornsteinfegermeister Peter Reichwein
1914 – 1918 ohne Wehr
1918 – 1924 Spenglermeister Peter Brötz
1924 – 1926 Dachdeckermeister Karl Heinrich
1926 – 1935 Kraftfahrer Johann Schneider
1935 – 1966 Zimmermeister Karl Bäroth sen.
1966 – 1976 Maschinenschlosser Gerhard Laux
1976 – 1997 Franz Münster
1997 – 2000 Günter Winkler
2000 – 2009 Jürgen Schmidt
2009 – heute Jörg Weber

Heribert Heep – Rainer Will